Die Gießener Allgemeine in ihrer Internet-Ausgabe schreibt nach dem Klavierabend im Kloster Grünberg am 23. April 2010:
Pianistin Catherine Gordeladze überzeugte im Barfüßerkloster
Grünberg (jhm)
Im voll besetzten Barfüßerkloster gastierte am Freitagabend zum bereits dritten Mal die Klaviervirtuosin Catherine Gordeladze. Im Rahmen des vom Barfüßer-Förderkreis veranstalteten Klavierabends beeindruckte die in Tiflis geborene Solistin und Kammermusikerin vor allem durch Dynamik und Spielfreude und nicht zuletzt eine technisch ausgefeilte Vielschichtigkeit.
Während die Stücke von Scarlatti, Mozat und Chopin zu den Standards im Pianisten-Repertoire gehören und gleichwohl von Gordeladze besonders temperamentvoll zum Besten gegeben wurden, überraschte sie am Freitag auch mit Kompositionen des russischen Virtuosen Nikolai Kasputin, dessen kompositorische Wurzeln sowohl in der Klassik als auch im Jazz wurzeln. Seine Stücke sind temporeich und spielfreudig, allerdings eben auch rhythmisch höchst komplex und stellen für jeden Pianisten eine echte Herausforderung dar.
Gordeladze, die ihren ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren erhalten hatte und schon bald als »Wunderkind« galt, begann ihr Programm mit den temperamentvollen Stücken des italienischen Komponisten und Cembalisten Domenico Scarlatti (1685-1757), dessen Weltruhm sich auf 555 Sonaten begründet. Seine Sonaten in Cembalo zählen zu den originellsten seines Jahrhunderts, und Gordeladze schaffte es, seinen Facettenreichtum durchscheinen zu lassen. Ob getragen wie in »g-Moll K8« oder beschwingt wie »G- Dur K146«, mit nuancenhaftem Anschlag und klassischer Ausdrucksstärke traf sie stets den richtigen Ton.
Im Anschluss präsentierte die Preisträgerin des Bruno-Heck-Preises 2004/2005 der Konrad-Adenauer-Stiftung drei Sonaten aus Mozarts »C-Moll KV 457«, darunter den stampfenden »Molto Allegro« und die melancholisch zurückgenommene »Adagio«-Variante, bei der die verhaltene, achtsam suchende Spielweise Gordeladzes besonders beeindruckte. Mit geschliffener Spielfreude ging sie schließlich direkt in den letzten Part »Allegro assai« über, bevor nach einer kleinen Pause mit Frederic Chopin der dritte bekannte Komponist auf dem Programm stand. Nach der dunklen, temperamentvollen Scherzo Nr. 1 Op 20, die Gordeladze in h-Moll präsentierte, spielte sie drei Mazurken des populärsten polnischen Komponisten, die mit modalen Wendungen und der ihm eigenen Chromatik beeindruckten.
Den Höhepunkt des Abends bildeten dann die Kompositionen Nikolai Kasputins. Drei Etüden in Jazz-Style bot Gordeladze dar, die bereits im Alter von elf Jahren in der Georgischen Philharmonie das dritte Klavierkonzert von Beethoven gespielt und noch im gleichen Jahr mit einer Fernsehübertragung eines Gala-Konzerts in der Tifliser Oper in der gesamten Sowjetunion zu sehen gewesen war. »Intermezzo«, »Pastoral« und »Toccatina« boten den sichtlich begeisterten Zuhörern einen guten Überblick über Kasputins Fähigkeit, Jazzausdrücke in formelle klassische Strukturen zu integrieren und dabei stets Raum für Spielfreude und Improvisation zu lassen.
Dies kam Gordeladze freilich entgegen, und so überzeugte sie einmal mehr durch deutlichen Gestaltungswillen einerseits und ein lückenlos funktionierendes und behutsames Gedächtnis andererseits, was die Kompositionen zum Spektakel werden ließen.