In ihrer Ausgabe Januar / Februar 2011 porträtiert die Zeitschrift „Piano News“ Catherine Gordeladze aus Anlass der Veröffentlichung ihrer CD mit Werken von Nikolai Kapustin.
Der Gießener Anzeiger schreibt nach dem Klavierabend im Kloster Grünberg am 23. April 2010:
Von Tanja Löchel
Technische Präzisionsarbeit und ein immenser Wille zur künstlerischen Gestaltung beherrscht das Spiel der Pianistin Catherine Gordeladze. So stürmisch auch manche Stücke ans Ohr dringen, hier wird nichts dem Zufall überlassen, alles ist Kalkül. Das Ergebnis sind Interpretationen von hoher Individualität, die zudem die jeweilige Stilistik der Werke sehr genau treffen.
Am Freitagabend gastierte die in Tiflis geborene Künstlerin nach langer Zeit wieder im Grünberger Barfüßerkloster. Das anspruchsvolle Programm deckte in chronologischer Reihenfolge Spätbarockes, Klassisches, Romantisches und zeitgenössisch Jazziges ab. Trotz der verschiedenen Epochen hatten die Stücke untereinander Beziehungen.
Vier Sonaten, ursprünglich für Cembalo geschrieben, von Domenico Scarlatti (1685 bis 1757) eröffneten das Konzert. Catherine Gordeladze zeichnete den im Vergleich zum modernen Flügel kürzeren Cembaloton nach. Generell verfügt sie über eine atemberaubend differenzierte Staccatotechnik, die auch in der folgenden Mozart-Sonate zum Einsatz kam. Die ausgeklügelte Pedalarbeit trug auch dazu bei, die Scarlattistücke als barocke Kompositionen wahrzunehmen. Vor allem bewies die Interpretin Gespür für die polyphonen Passagen und die alles würzende Prise Gefühlsausdruck.
Mozarts c-Moll Sonate KV 457, geschrieben für seine Schülerin Therese von Trattner, folgte. Expressive Dramatik und düster Drängendes zeichnen die Ecksätze aus. Sie haben einen schon latent romantischen Charakter, allerdings in symmetrisch klassischer Formgebung. Die Musikerin nahm diese beiden Sätze ebenso ausdrucksstark wie sie geschrieben wurden. Mit den energisch perlenden Läufen brillierte sie, die eingefügten beruhigteren Passagen spielte sie ebenfalls mit Verve und spannte einen Formbogen über die Musik. Der langsame idyllische Satz (Adagio) hatte einen nostalgischen Charakter: ein Nachruf auf eine vergehende Zeit. Gordeladze zeigte hier ihre durchdacht lyrische Seite.
Ungestüme Erregung und ein zartes polnisches Weihnachtslied packte Chopin (1810 bis 1849) in sein erstes Scherzo in h-Moll op. 20. In der Tonartencharakteristik hat das h-Moll die Bedeutung von Tod und Abschied, darüber hinaus einen teuflischen Beigeschmack: Bei der Veröffentlichung in London wurde das Scherzo als „Höllenbankett“ bezeichnet. Ruhelos furios musizierte hier die Pianistin. Die Stellen, die das wiegende Lied (Chopins Andenken an seine Heimat Polen) verarbeiten, spielte sie gefühlsbetont weich wie den langsamen Mozart-Satz. Erregende Passagen leiteten das Finale des Stücks, stark im Ausdruck die Dissonanzen. Drei ausgereift vorgetragene Mazurken Chopins schlossen sich dem an.
Die drei Etüden im Jazz-Stil von Nikolai Kapustin (Jahrgang 1937) rissen alle Zuhörer mit. Catherine Gordeladze erwies sich hier als geniale Rhythmikerin, die auch die vertracktesten Stellen mühelos bewältigte. Das Temperament der Vorträge schwappte über, nach den Stücken wurde spontan applaudiert. Kapustin bediente sich in Intermezzo, Pastoral und Toccatina nicht nur des Jazz-Stiles, sondern auch romantischen wie alten Formen wie der Toccata, die der Sonate und Fantasie nicht unähnlich ist, und so war der Kreis zu Scarlatti geschlossen. Starker Beifall honorierte den Auftritt von Catherine Gordeladze, die sich mit einer Zugabe bedankte.
Die Gießener Allgemeine in ihrer Internet-Ausgabe schreibt nach dem Klavierabend im Kloster Grünberg am 23. April 2010:
Grünberg (jhm)
Im voll besetzten Barfüßerkloster gastierte am Freitagabend zum bereits dritten Mal die Klaviervirtuosin Catherine Gordeladze. Im Rahmen des vom Barfüßer-Förderkreis veranstalteten Klavierabends beeindruckte die in Tiflis geborene Solistin und Kammermusikerin vor allem durch Dynamik und Spielfreude und nicht zuletzt eine technisch ausgefeilte Vielschichtigkeit.
Während die Stücke von Scarlatti, Mozat und Chopin zu den Standards im Pianisten-Repertoire gehören und gleichwohl von Gordeladze besonders temperamentvoll zum Besten gegeben wurden, überraschte sie am Freitag auch mit Kompositionen des russischen Virtuosen Nikolai Kasputin, dessen kompositorische Wurzeln sowohl in der Klassik als auch im Jazz wurzeln. Seine Stücke sind temporeich und spielfreudig, allerdings eben auch rhythmisch höchst komplex und stellen für jeden Pianisten eine echte Herausforderung dar.
Gordeladze, die ihren ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren erhalten hatte und schon bald als »Wunderkind« galt, begann ihr Programm mit den temperamentvollen Stücken des italienischen Komponisten und Cembalisten Domenico Scarlatti (1685-1757), dessen Weltruhm sich auf 555 Sonaten begründet. Seine Sonaten in Cembalo zählen zu den originellsten seines Jahrhunderts, und Gordeladze schaffte es, seinen Facettenreichtum durchscheinen zu lassen. Ob getragen wie in »g-Moll K8« oder beschwingt wie »G- Dur K146«, mit nuancenhaftem Anschlag und klassischer Ausdrucksstärke traf sie stets den richtigen Ton.
Im Anschluss präsentierte die Preisträgerin des Bruno-Heck-Preises 2004/2005 der Konrad-Adenauer-Stiftung drei Sonaten aus Mozarts »C-Moll KV 457«, darunter den stampfenden »Molto Allegro« und die melancholisch zurückgenommene »Adagio«-Variante, bei der die verhaltene, achtsam suchende Spielweise Gordeladzes besonders beeindruckte. Mit geschliffener Spielfreude ging sie schließlich direkt in den letzten Part »Allegro assai« über, bevor nach einer kleinen Pause mit Frederic Chopin der dritte bekannte Komponist auf dem Programm stand. Nach der dunklen, temperamentvollen Scherzo Nr. 1 Op 20, die Gordeladze in h-Moll präsentierte, spielte sie drei Mazurken des populärsten polnischen Komponisten, die mit modalen Wendungen und der ihm eigenen Chromatik beeindruckten.
Den Höhepunkt des Abends bildeten dann die Kompositionen Nikolai Kasputins. Drei Etüden in Jazz-Style bot Gordeladze dar, die bereits im Alter von elf Jahren in der Georgischen Philharmonie das dritte Klavierkonzert von Beethoven gespielt und noch im gleichen Jahr mit einer Fernsehübertragung eines Gala-Konzerts in der Tifliser Oper in der gesamten Sowjetunion zu sehen gewesen war. »Intermezzo«, »Pastoral« und »Toccatina« boten den sichtlich begeisterten Zuhörern einen guten Überblick über Kasputins Fähigkeit, Jazzausdrücke in formelle klassische Strukturen zu integrieren und dabei stets Raum für Spielfreude und Improvisation zu lassen.
Dies kam Gordeladze freilich entgegen, und so überzeugte sie einmal mehr durch deutlichen Gestaltungswillen einerseits und ein lückenlos funktionierendes und behutsames Gedächtnis andererseits, was die Kompositionen zum Spektakel werden ließen.
Am 21. April 2010 erschien nach dem Konzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Rasmus Baumann in der Reihe „Bad Homburger Schlosskonzerte“ am 16. April 2010 der folgende Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Von Joachim Wormsbächer
Das Abschlusskonzert der Saison in der Reihe der Bad Homburger Schlosskonzerte dirigierte Rasmus Baumann, Sonderpreisträger des Deutschen Dirigentenpreises 2009. Baumann war von 2003 bis 2008 am Staatstheater Kassel als erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor engagiert; seit der Spielzeit 2008/09 ist er Chefdirigent am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen. Auch als Herausgeber hat er sich einen Namen gemacht. In Bad Homburg leitete er das „Orchestra in Residence“ der Schlosskonzerte, das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim.
Für diesen Abend in der Schlosskirche war eigentlich eine Uraufführung vorgesehen, nämlich die einer Bearbeitung von Schumanns „Kinderszenen“ op. 15 für Streichorchester. Sie musste verschoben werden. Statt dessen hörte man Felix Mendelssohn Bartholdys einsätzige Streichersinfonie Nr. 10 in h-Moll, die der Komponist im jugendlichen Alter von 14 Jahren schrieb: Klangschönheit und temperamentvoller Impetus sprachen aus der Wiedergabe.
Catherine Gordeladze, in Georgien geboren, Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe und Dozentin an der Frankfurter Musikhochschule, war die Solistin in Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19: Schwingende Tempi und filigraner Anschlag zeichneten die überaus inspirierte und pianistisch souveräne Wiedergabe dieses noch deutlich in der Mozart-Tradition stehenden Werks aus. Für den anhaltenden Applaus dankte die Pianistin mit einer bezaubernden kleinen Zugabe, dem Scherzwalzer „Die Spieldose“ op. 32 von Anatoli Ljadow.
Franz Schuberts Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 beschloss den Abend: Zu Beginn vielleicht ein klein wenig übereilt, hatte sich das Tempo mit der Wiederholung der Exposition des Kopfsatzes reguliert – selbst dann erschien es noch recht zügig, aber vollkommen im Lot. Ausdrucksstark setzte die Interpretation lyrisch-kantable und schroffe Momente gegeneinander, effektvoll gelang es dem Dirigenten, vehemente Steigerungsphasen anzulegen und dann elegant abzufangen. Langanhaltender Applaus belohnte eine brillante Wiedergabe.
Am 19. April 2010 erschien nach dem Konzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Rasmus Baumann in der Reihe „Bad Homburger Schlosskonzerte“ am 16. April 2010 der folgende Artikel in der „Frankfurter Neue Presse“ (Taunus-Zeitung).
Von Michael Jacob
Dirigent Rasmus Baumann und das Südwestdeutsche Kammerorchester begeisterten zum Finale der Bad Homburger Schlosskonzerte – und auch die neue Saison verspricht einen hohen Kulturgenuss.
Bad Homburg. Mit einem höchst bemerkenswerten Konzert endete die Saison der Bad Homburger Schlosskonzerte. Veranstalter Karl-Werner Joerg konnte nicht nur äußerst profilierte Künstler präsentieren, sondern auch interessante Werke. Zwar kam es nicht zu der mit Spannung erwarteten Uraufführung der „Kinderszenen“ von Robert Schumann in einer symphonischen Version, die in die nächste Saison verschoben wurde. Dafür erklang die Streicher-Symphonie Nr. 10 in a-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy – ein einsätziges Opus, das sehr charakteristisch die Sturm- und Drangzeit des frühromantischen Komponisten widerspiegelt. Rasmus Baumann, Sonderpreisträger des Dirigentenwettbewerbes 2009 in Berlin, sorgte für filigrane Gestaltung und führte das Südwestdeutsche Kammerorchester zu einer herausragenden Interpretation.
Mit Begeisterung wurde das zweite Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven von den Besuchern aufgenommen, das Catherine Gordeladze meisterhaft interpretierte. Mit nuancenreichem Anschlag und klassischer Ausdruckskraft legte sie viel Gefühl in den Binnensatz und zeigte großartige Virtuosität in den Ecksätzen. Bemerkenswerte Harmonie herrschte zwischen dem Orchester und der Solistin, die mit tosendem Beifall in der Schlosskirche bedacht wurde.
Hier wie auch in der abschließenden Symphonie Nr. 5 von Franz Schubert wurde deutlich, dass die klassischen Kompositionen durchaus ohne opulente Besetzung auskommen. Mehr noch: In der kammermusikalischen Variante kommen die Strukturen viel besser zum Ausdruck. Sie werden nicht durch Klanggewalten in den Hintergrund gedrängt.
Rasmus Baumann zelebrierte förmlich die symphonischen Sätze, gab den Solisten freien klanglichen Raum und fügte das musikalische Geschehen wieder zu einem eindrucksvollen, aber niemals erdrückenden Tutti zusammen. Mit flotten Tempi besonders im Kopfsatz und dem Scherzo unterstrich er die Flexibilität kleinerer Orchester, die bei einer vollen symphonischen Besetzung nicht gegeben ist.
Damit ging die Saison der Bad Homburger Schlosskonzerte zu Ende. Bekanntlich wird es auch im nächsten Jahr ein Orchester in Residence geben, nämlich das Württembergische Kammerorchester Heilbronn. Dirigentin der Konzerte wird Shi-Yeon Sung sein, die 2009 den zweiten Sonderpreis erhielt und dadurch in der Bad Homburger Schlosskirche die Möglichkeit erhält, sich weiter zu profilieren und eine CD in Form eines Live-Mitschnitts zu produzieren.