Am 19. April 2010 erschien nach dem Konzert mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Rasmus Baumann in der Reihe „Bad Homburger Schlosskonzerte“ am 16. April 2010 der folgende Artikel in der „Frankfurter Neue Presse“ (Taunus-Zeitung).
Die Symphonie zelebriert
Zuschauer wurden für abgesagte Uraufführung reichlich entschädigt
Von Michael Jacob
Dirigent Rasmus Baumann und das Südwestdeutsche Kammerorchester begeisterten zum Finale der Bad Homburger Schlosskonzerte – und auch die neue Saison verspricht einen hohen Kulturgenuss.
Bad Homburg. Mit einem höchst bemerkenswerten Konzert endete die Saison der Bad Homburger Schlosskonzerte. Veranstalter Karl-Werner Joerg konnte nicht nur äußerst profilierte Künstler präsentieren, sondern auch interessante Werke. Zwar kam es nicht zu der mit Spannung erwarteten Uraufführung der „Kinderszenen“ von Robert Schumann in einer symphonischen Version, die in die nächste Saison verschoben wurde. Dafür erklang die Streicher-Symphonie Nr. 10 in a-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy – ein einsätziges Opus, das sehr charakteristisch die Sturm- und Drangzeit des frühromantischen Komponisten widerspiegelt. Rasmus Baumann, Sonderpreisträger des Dirigentenwettbewerbes 2009 in Berlin, sorgte für filigrane Gestaltung und führte das Südwestdeutsche Kammerorchester zu einer herausragenden Interpretation.
Mit Begeisterung wurde das zweite Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven von den Besuchern aufgenommen, das Catherine Gordeladze meisterhaft interpretierte. Mit nuancenreichem Anschlag und klassischer Ausdruckskraft legte sie viel Gefühl in den Binnensatz und zeigte großartige Virtuosität in den Ecksätzen. Bemerkenswerte Harmonie herrschte zwischen dem Orchester und der Solistin, die mit tosendem Beifall in der Schlosskirche bedacht wurde.
Hier wie auch in der abschließenden Symphonie Nr. 5 von Franz Schubert wurde deutlich, dass die klassischen Kompositionen durchaus ohne opulente Besetzung auskommen. Mehr noch: In der kammermusikalischen Variante kommen die Strukturen viel besser zum Ausdruck. Sie werden nicht durch Klanggewalten in den Hintergrund gedrängt.
Rasmus Baumann zelebrierte förmlich die symphonischen Sätze, gab den Solisten freien klanglichen Raum und fügte das musikalische Geschehen wieder zu einem eindrucksvollen, aber niemals erdrückenden Tutti zusammen. Mit flotten Tempi besonders im Kopfsatz und dem Scherzo unterstrich er die Flexibilität kleinerer Orchester, die bei einer vollen symphonischen Besetzung nicht gegeben ist.
Damit ging die Saison der Bad Homburger Schlosskonzerte zu Ende. Bekanntlich wird es auch im nächsten Jahr ein Orchester in Residence geben, nämlich das Württembergische Kammerorchester Heilbronn. Dirigentin der Konzerte wird Shi-Yeon Sung sein, die 2009 den zweiten Sonderpreis erhielt und dadurch in der Bad Homburger Schlosskirche die Möglichkeit erhält, sich weiter zu profilieren und eine CD in Form eines Live-Mitschnitts zu produzieren.